Kunstgalerien Böttingerhaus
In den Jahren 1707–1713 errichtete der wohlhabende Bamberger Geheime Hofrat und Gesandte bei der Reichsorganisation des Fränkischen Kreises Joh. Ignaz Tobias Böttinger (1675–1730) auf den noch erhaltenen Kellern zweier abgerissener mittelalterlicher Häuser ein überaus prächtiges Gebäude, das heute als das bedeutendste Bürgerpalais des deutschen Barocks gilt. Neuere Forschung schreibt den Entwurf der Fassade und der Gartenanlagen Maximilian von Welsch zu. Welsch war Architekt und Festungsbaumeister und kannte Böttinger schon aus der gemeinsamen Studienzeit am Bamberger Ottonianum. Er stand wie Böttinger im Dienst des Lothar Franz von Schönborn, für den er u. a. am Bau des nahe Bamberg gelegen Schlosses Weißenstein (Pommersfelden) beteiligt war (Lothar Franz von Schönborn war Fürstbischof von Bamberg, Erzbischof und Kurfürst von Mainz, sowie Erzkanzler des Reiches).
1695 bereiste Maximilian von Welsch Oberitalien und konnte daher – wie auch Böttinger selbst – den modernen Baustil an der Quelle studieren. Stil und architektonische Formen des Gebäudes sind direkt von den Meistern des italienischen Barocks abgeleitet.
Wiener Einflüsse waren weniger bedeutungsvoll, da das Böttingerhaus den meisten Hauptwerken der großen Wiener Architekten vorausging. Dasselbe gilt für vergleichbare Bauten in Prag. Welschs Ruf als Architekt war auch durch seine Planung für Gärten begründet. Der architektonische Rang des Böttingerhauses beruht insbesondere auf dem Geschick, mit dem das ansteigende Gelände und die alten Stützmauern verwendet wurden, um alle drei Geschosse mit den verschiedenen Gartenteilen zu verbinden. Von hohen Mauern umschlossen, bilden diese Terrassen geschützte Bereiche inmitten der eng bebauten Altstadt. Sie gehören zu den wenigen im ursprünglichen Zustand erhaltenen Bürgergärten des Barock.
Von der ehemals kostbaren Innenausstattung sind in den Repräsentationsräumen des obersten Geschosses u.a. die prächtigen Stuckdecken von J.Jakob Vogel mit Fresken von Jakob Gebhard erhalten, in denen Böttinger seine und seines Fürsten Taten darstellen ließ. Von besonderem Rang ist die Straßenfassade, die mit großem Aufwand an plastischem Schmuck gestaltet wurde, dabei haben die Künstler alle Architekturelemente perspektivisch auf den engen Straßenraum abgestimmt und mit dem ganzen Formenreichtum ihrer Zeit ausgestattet.
Die die Fenster krönenden Figuren – Feldherren, Offiziere und Soldaten – erinnern an Böttingers wichtige Funktion im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714).
Während die Straßenfassade durch die Jahrhunderte gut erhalten blieb, hat die Gartenseite ein ungewöhnliches Schicksal gehabt: im Jahr 1900 wurde Bauplastik zum Verkauf herausgebrochen, nach München ausgelagert und dort beim Bau des sog. „Bamberger Hauses“ verwendet. In dieser Zeit wurde auch die erste Glasgalerie auf Stützpfeilern vor die geplünderte Rückfassade gebaut, um das Haus zu schließen.
Erst dem unermüdlichen Einsatz des sächsischen Malers Paul Barthel (1862-1933), der im Jahre 1917 die vergessene Schönheit des Hauses wiederentdeckte ist es zu verdanken, dass dem weiteren Verfall und dem schon geplanten Abbruch Einhalt geboten wurde. In liebevoller Arbeit stellte er Raum für Raum wieder her und konnte darüber hinaus die originalen Gartenplastiken von Joh. Nikolaus Resch (ca. 1660-1716) wieder an ihren alten Platz zurückbringen.
Nach seinem Tod begann der Bildhauer Karl Bauer im Auftrag der Stadt Bamberg weitere fehlende Sandsteinteile zu ergänzen.
Eine durchgreifende Restaurierung durch den Hamburger Architekten und damaligen Eigentümer Jost Schramm wurde im Herbst 1982 abgeschlossen. In diesem Zusammenhang wurde auch die alte Glasgalerie durch einen reinen Zweckbau ersetzt, der die störenden Stützpfeiler im Hof entbehrlich machte.
Heutiger Eigentümer des Böttingerhauses ist der Bamberger Galerist und Kunsthändler Richard H. Mayer. Böttingers Palais beherbergt Galerien für alte und zeitgenössische Kunst.